Erwachsene beim Rauchen sehen
Die Tabakindustrie weiss das seit Jahrzehnten: Studien zeigen, dass das Beginnen mit Rauchen, wenn das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist, ein erhebliches Risiko für Nikotinabhängigkeit darstellt. Man gewöhnt das Gehirn an Nikotin und es wird davon abhängig. Das Gehirn erreicht seine Reife etwa im Alter von 25 Jahren. Wenn das Kind seine Eltern seit seiner Kindheit rauchen sieht, wird es das Rauchen nicht als gefährlich empfinden, sondern als ein ganz normales Verhalten betrachten. Was kannst du als Elternteil tun, wenn du selbst rauchst?
Studien zeigen, dass das Rauchen mindestens eines Elternteils die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind im Jugendalter raucht, fast verdoppelt. Die Forschenden haben mehrere mögliche Gründe dafür herausgefunden.
Die von Forschenden erklärten Gründe
Das Verhalten nachahmung
Es wurde beobachtet, dass Kinder ab 4 Jahren ihre rauchenden Eltern spielerisch nachahmen. Sie zeigen also ein Nachahmungsverhalten, das auf eine Normalisierung des Rauchens hindeutet. Sie können nach und nach verinnerlichen, dass Rauchen ein attraktives und wünschenswertes Verhalten von Erwachsenen ist. Da Eltern Vorbilder sind, hat die Forschung gezeigt, dass sie ihre Kinder bis zur Mitte der Adoleszenz unbeabsichtigt zum Rauchen beeinflussen können. Ab Mitte des Teenageralters übernehmen die Freunde die Beeinflussung.
Passivrauchen als Risiko
Durch das Passivrauchen gewöhnt sich das Kind an den Geruch von Tabak, aber noch schlimmer ist, dass es auch selbst Rauch einatmet. Einige Forschungen gehen davon aus, dass dies das Kind dazu prädisponiert, später zur Zigarette zu greifen, weil es das Nikotin inhaliert, das den Körper süchtig macht.
Zigarettenpackungen, die zu Hause herumliegen
Zigaretten sind zu Hause leicht erhältlich, wenn der Wunsch aufkommt, sie auszuprobieren. Dies gilt auch, wenn die Erwachsenen dies strikt verboten haben. Die Jugendzeit ist ein Entwicklungsstadium, in dem man eine Reihe von noch unbekannten Verhaltensweisen ausprobiert. Manchmal fühlt man sich dazu hingezogen, mit verbotenen und potenziell gefährlichen Aktivitäten zu experimentieren, um die Grenzen auszutesten.
Das Leben vor der Geburt und die Gene
Eine über 30 Jahre durchgeführte Untersuchung hat gezeigt, dass Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen und somit Nikotin im Mutterleib an den Fötus weitergeben, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, dass diese Kinder später rauchen. Ausserdem würden diese Kinder früher mit dem Rauchen beginnen als andere.
Studien haben auch gezeigt, dass genetische Faktoren bei der Nikotinabhängigkeit ebenfalls eine Rolle spielen.
Die Dauer des Rauchens
Eine neuere Untersuchung von Lucie Kalousova (2023) profitierte von einer Datenbank, die Personen 50 Jahre lang verfolgt hatte. So konnte sie messen, wie sich das Rauchen bei diesen Personen entwickelte. Kinder von Eltern, die rauchten, konsumierten in ihrem Leben länger Tabak als Kinder von Eltern, die nicht rauchten. Im Durchschnitt 4,3 Jahre länger.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nikotinabhängigkeit ein komplexes Phänomen ist, an dem sowohl genetische als auch Umweltfaktoren beteiligt sind. Als Eltern könnt ihr die Umweltfaktoren beeinflussen, indem ihr die Kinder so weit wie möglich vom Rauchen und von der Zigarette fernhalten.
Wissenchaftliche Quellen
Kalousova, L. (2023). Parental smoking in childhood as a smoking risk factor throughout middle age. American Journal of Preventive Medicine, 65(2), 261‑269.
Mulvihill, C. (2014). Parental and peer influences on adolescent smoking : A literature review.
Sunday, S., Clancy, L., & Hanafin, J. (2023). The associations of parental smoking, quitting and habitus with teenager e-cigarette, smoking, alcohol and other drug use in GUI Cohort’98. Scientific Reports, 13(1), 20105.