Was ist eine Psychotherapie?

Die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut ist eine Fachperson für psychische Gesundheit. Sie hat einen Abschluss in Psychologie oder Medizin an einer Hochschule oder Universität. Anschliessend braucht es eine anerkannte Zusatz-Ausbildung in Psychotherapie.

In Einzel-, Paar- oder Gruppensitzungen hilft dir die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut, dein Leiden zu lindern. Sie oder er begleitet dich dabei, Lösungen für deine Probleme zu finden. Psychotherapie ist Arbeit an dir selbst.

Was ist der Unterschied zwischen Beratung, Coaching und Psychotherapie?

Beratung (auch Coaching oder Counseling) ist ein kurzes Gespräch. Sie hilft dir, deine aktuellen Probleme zu bewältigen und neue Fähigkeiten zu entwickeln, um damit umzugehen. Eine Beraterin oder ein Berater stellt keine medizinischen Diagnosen und verschreibt keine Medikamente.

Synonyme für Berater sind Coach oder Counselor. In der Schweiz sind die Titel «Beraterin», «Berater», «Coach» oder «Counselor» nicht gesetzlich geschützt. Es gibt verschiedene Arten von Beratung und Coaching. Der psychosoziale Berater bietet beispielsweise psychosoziale Beratung an.

Die Psychotherapie behandelt psychische Störungen und Suchterkrankungen. Die Therapie ist ein längerer Prozess und findet in festgelegten Abständen statt. Das Ziel der Therapie ist, dass es dir seelisch besser geht.

Die Berufstitel «Psychotherapeutin» und «Psychotherapeut» sind gesetzlich geschützt. Sie oder er darf keine Medikamente verschreiben und keine medizinischen Diagnosen stellen.

Was ist kognitive Verhaltenstherapie (KVT)?

Manche Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen führen dazu, dass du dich schlecht fühlst. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hilft dir dabei, diese Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern.

Laut KVT beeinflussen sich die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen einer Person gegenseitig. Die KVT hilft dabei, verzerrte Gedanken und problematische Gewohnheiten zu erkennen. Sie ersetzt sie durch realistischere Denk- und Handlungsweisen.

Die KVT ist eine sehr wirksame Therapieform. Sie wird in der Psychotherapie gegen psychische Störungen und Suchterkrankungen eingesetzt. Zum Beispiel zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Essstörungen.

Mit dem Rauchen aufzuhören ist schwieriger, wenn du psychische Probleme hast. In solchen Fällen bietet dir die KVT wirksame Strategien. Dann kannst du besser mit diesen Problemen umgehen, ohne zu rauchen.

Was ist Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)?

Die ACT ist eine neuere Form der KVT. Bei der traditionellen KVT kämpfst du gegen das Verlangen zu rauchen an. Bei der ACT lernst du, es zu akzeptieren (Acceptance) und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt (Commitment). Die ACT hilft dabei, Abstand von den eigenen Gedanken zu gewinnen. Du betrachtest sie als blosse Worte, anstatt als absolute Tatsachen oder zu befolgende Regeln.

Studien zeigen: ACT ist sowohl allein als auch in Kombination mit Medikamenten sehr wirksam.

Wie wirksam ist die KVT beim Rauchstopp?

Die KVT ist sehr wirksam beim Rauchstopp und gegen die Nikotin-Abhängigkeit.

Sowohl die KVT, die ACT und die Beratung helfen beim Rauchstopp. Sie wirken sowohl allein als auch in Kombination mit Medikamenten gut. Ihre Wirksamkeit steigt um 20 bis 35 Prozent, wenn sie mit Medikamenten wie Vareniclin, Bupropion oder Cytisin kombiniert werden. Auch Nikotin-Ersatzprodukte verstärken ihre Wirkung.

Wann wirkt die Therapie?

Unabhängig von der Methode hängt die Wirksamkeit einer Therapie oder Beratung von zwei Faktoren ab:

  • Deine Motivation: Je motivierter du bist für einen Rauchstopp, und je mehr du dich dafür einsetzt, desto grösser sind deine Erfolgschancen.
  • Die Qualität der Beziehung zwischen dir und der Therapeutin oder dem Therapeuten: Wenn zwischen euch beiden Vertrauen und Zusammenarbeit da sind, ist die Therapie viel wirksamer.

Wie laufen die Einzel-Sitzungen ab?

Jede Therapie wird an deine Bedürfnisse angepasst. Du und die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut vereinbaren gemeinsam die Ziele, die du erreichen willst. Davon hängt ab, welche Methoden und Instrumente ihr verwendet.

Um mit dem Rauchen aufzuhören, verwendet die KVT die 5-A-Methode. Diese Methode wird auch in den europäischen Leitlinien zur Raucherentwöhnung empfohlen:

  • ask: Den Patienten fragen, ob er raucht oder nicht.
  • advise: Dem Patienten raten, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • assess: Die Motivation zum Aufhören einschätzen.
  • assist: Eine Psychotherapie durchführen. Sie kann mit Medikamenten oder Nikotin-Ersatzprodukten kombiniert werden.
  • arrange: Folgesitzungen durchführen und Rückfälle behandeln.

Möchtest du Rückfälle vermeiden? Oder möchtest du Strategien finden, um Craving besser zu bewältigen? Oder möchtest du lernen, besser mit Stress und Ängsten umzugehen? Die KVT kann dir helfen, diese Ziele zu erreichen.

Wie laufen die Gruppen-Sitzungen ab?

Es finden 3 bis 10 Sitzungen über einen Zeitraum von 1 bis 10 Wochen statt. Die Therapie besteht aus 3 Phasen:

  • Vor dem Rauchstopp: Die Therapeutin oder der Therapeut erklärt, wie die Gruppentherapie abläuft. Die Fachperson stärkt die Motivation der Teilnehmenden: Sie erklärt, wie Rauchen wirkt und welche schädlichen Auswirkungen es auf die Gesundheit hat. Die Teilnehmenden beobachten, wann sie rauchen. Sie finden heraus, welche Situationen oder Gefühle sie zum Rauchen veranlassen.
  • Therapie: Die Teilnehmenden entscheiden, ob sie sofort aufhören oder schrittweise weniger rauchen wollen. Sie trainieren gemeinsam Strategien, um nicht rückfällig zu werden und Auslösesituationen zu vermeiden.
  • Stabilisierung: Die Teilnehmenden üben, besser mit Auslösesituationen und Rückfällen umzugehen. Dies tun sie beispielsweise durch Rollenspiele in der Gruppe.

Studien zeigen: Sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie wirken gut. Allerdings ist die Einzeltherapie etwas wirksamer als die Gruppentherapie.

Wo finde ich eine Fachperson für Psychotherapie?

Möchtest du mit der Hilfe von Medikamenten oder Nikotin-Ersatzprodukten mit dem Rauchen aufhören? Frag deine Ärztin, deinen Arzt oder in der Apotheke um Rat. Für Medikamente brauchst du ein Rezept, und es wird auch eine Beratung oder Psychotherapie empfohlen.

Möchtest du eine Psychotherapie beginnen? Sprich mit deinem Arzt darüber.
Er kann dir die Sitzungen verschreiben. Bei Bedarf kann er dir auch Medikamente verschreiben.

Möchtest du eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten in deiner Nähe finden? Besuch die Website der Schweizerischen Vereinigung für Psychotherapie.

Möchtest du eine KVT-Therapeutin oder einen KVT-Therapeuten suchen? Die Website der Schweizerischen Gesellschaft für kognitive Verhaltenstherapie hilft dir dabei.

Wer bezahlt die Beratung oder Psychotherapie?

Die Beratung durch eine Psychologin oder einen Psychologen wird von einigen Zusatzversicherungen übernommen. Hast du eine Zusatzversicherung? Kläre ab, ob deine Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die obligatorische Grundversicherung die Kosten für eine Psychotherapie:

  • Die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut ist eidgenössisch anerkannt.
  • Deine Ärztin oder dein Arzt verschreibt dir die Psychotherapie-Sitzungen.
  • Du hast eine Diagnose, aufgrund derer du eine Psychotherapie brauchst.

Im Allgemeinen gilt jede Verschreibung für 15 Psychotherapie-Sitzungen. Nach den ersten Sitzungen tauschen sich dein Arzt und dein Psychotherapeut aus. Gemeinsam entscheiden sie, ob die Therapie fortgesetzt wird.

Achtung: Einige Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten nicht mit der Grundversicherung. Es kann sein, dass:

  • die Zusatzversicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt oder
  • du alle Sitzungen selbst bezahlen musst.

Informiere dich deshalb vorher, wer die Kosten für die Therapie übernimmt. Frage bei deiner Krankenkasse nach.

Erfahre mehr zur Kostenübernahme für Psychotherapien.

Quellen

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