Kehlkopfkrebs gehört zu den Kopf-Hals-Tumoren und tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Tabak ist der grösste Risikofaktor, und viel Alkohol verstärkt das Risiko noch. Je nach Krebsart gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

In Zusammenarbeit mit Dr. med. Marc Bollet, Radio-Onkologie, Centre d’Oncologie Hartmann.

Vorkommen von Kehlkopfkrebs

In der Schweiz wird Kehlkopfkrebs jedes Jahr an rund 270 Personen diagnostiziert. Dieser Tumor tritt besonders bei Männern auf (85 % der Fälle gegen 15 % bei Frauen). Die Krebsart tritt jedoch auch immer häufiger bei Frauen auf. Das Auftreten von Kehlkopfkrebs nimmt mit dem Alter zu. Bei der Erstdiagnose ist die Hälfte der Betroffenen 50 bis 69 Jahre alt, rund 40 % sind über 70.

Die stille Gefahr für deine Stimme

Dafür brauchst du einen Kehlkopf

Der Kehlkopf ist ein Knorpelorgan, das zwischen Rachen und Luftröhre liegt. Er ist an der Atemfunktion beteiligt und sorgt dafür, dass beim Essen nichts in die Luftröhre gelangt. Im Kehlkopf sind die Stimmbänder angesiedelt, die zur Lautbildung und daher zum Sprechen dienen. Im Allgemeinen entsteht der Tumor in der Schleimhaut, mit welcher der Kehlkopf überzogen ist. Er kann sich aber auch an den Stimmbändern, und an anderen Stellen des Kehlkopfes bilden.

Die versteckten Feinde deines Kehlkopfs

Der grösste Risikofaktor für Kehlkopfkrebs ist der Tabakkonsum. Dieser wird durch zusätzlichen Alkoholkonsum verstärkt. Das bedeutet, dass die Kombination von Tabak- und Alkoholkonsum für das Auftreten von Kehlkopfkrebs besonders riskant ist.

Weitere Dinge können das Risiko erhöhen, zum Beispiel eine Infektion mit bestimmten Viren, die Warzen verursachen können (Papillomviren), sowie das Einatmen von Reizstoffen, Metalldämpfen oder chemischen Mitteln.

Die Symptome

Bestimmte gesundheitliche Anzeichen können auf Kehlkopfkrebs hinweisen, besonders wenn sie lange anhalten:

  • Probleme mit der Stimme (Dysphonie: heisere Stimme, Schwierigkeiten beim Sprechen), die langsam beginnen und bleiben.
  • Chronische Heiserkeit
  • Anhaltender Husten
  • Blutiger Auswurf
  • Engegefühl im Hals, ständiger Räusperzwang
  • Atem- und Schluckbeschwerden
  • Schmerzen bis hin zu Ohrenschmerzen
  • Unübliche Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme

Das typischste Symptom ist die Dysphonie, gerade bei Menschen, die rauchen und Alkohol trinken. Wenn die hier beschriebenen Symptome länger als drei Wochen anhalten, solltest du zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen.

Nur eine Hals-Nasen-Ohren-Fachperson kann eine Kehlkopfkrebsdiagnose stellen. Dazu wird unter Narkose eine gründliche Untersuchung von Mund, Hals, Kehlkopf und Luftröhre gemacht. Dabei können verdächtige Stellen für eine Biopsie untersucht werden. Um den Halsbereich zu untersuchen, kann auch ein Ultraschall oder eine Computertomografie durchgeführt werden.

Drei bösartige Kehlkopfkrebsarten

Je nach Ort des Auftretens werden drei bösartige Kehlkopfkrebsarten unterschieden:

  • Glottisches Karzinom: auf den Stimmbändern gelegen, betrifft rund zwei Drittel der Kehlkopfkrebsdiagnosen
  • Supraglottisches Karzinom: über den Stimmbändern gelegen, betrifft rund ein Drittel der Kehlkopfkrebsdiagnosen
  • Subglottisches Karzinom: unter den Stimmbändern gelegen, tritt nur äusserst selten auf

Es gibt weitere, seltene Arten von Kehlkopfkrebs wie Nebenspeicheldrüsenkrebs, Hautkrebs, Lymphdrüsenkrebs und Sarkome.

Mögliche Behandlungen

Therapeutische Möglichkeiten

Die Behandlung von Kehlkopfkrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des Tumors, seinem Grad, seinem Stadium und seiner Ausbreitung.

Je nach Stadium entscheidet sich die Ärzte und Ärztinnen für eine chirurgische oder medikamentöse Behandlung. 

Chirurgische Eingriffe

Auch die Wahl des chirurgischen Eingriffs hängt vom Krebsstadium ab. Im Allgemeinen setzen die Ärzte und Ärztinnen alles daran, den Kehlkopf zu retten. Es bestehen folgende Möglichkeiten:

  • Teilentfernung: Entfernung einer beschränkten Zone, wenn der Tumor weniger gross ist, sodass die Funktion des Kehlkopfes erhalten bleibt (Schlucken, Stimmbildung)
  • Gesamtentfernung (totale Laryngektomie): Entfernung des gesamten Kehlkopfs, wenn sich der Tumor zu sehr ausgedehnt hat, insbesondere in den Knorpel (letztes Mittel)

Chemotherapie

Bei einer Teilentfernung des Kehlkopfs kann eine Chemotherapie notwendig sein. Dabei kann ein Medikament alleine oder mehrere Medikamente zusammen verwendet werden.

Die häufigsten Chemotherapien bei Kehlkopfkrebs sind (alleine oder assoziiert):

  • Cisplatin
  • Carboplatin (Paraplatin, Paraplatin AQ)
  • Paclitaxel (Taxol)
  • Docetaxel (Taxotere)
  • 5-Fluoruracil (Adrucil, 5-FU)

Bei einer kombinierten Radiochemotherapie wird oft drei Wochen lang Cisplatin (einmal pro Woche) verabreicht, während gleichzeitig Bestrahlungen durchgeführt werden.

Gezielte Therapie

In einigen Fällen wird die Chemotherapie mit einer Immuntherapie namens Cetuximab (Erbitux) kombiniert. Bei Patienten und Patientinnen , die empfindlich auf die Nebenwirkungen der Radiochemotherapie reagieren, kann Cetuximab auch mit einer Strahlentherapie kombiniert werden.

Strahlentherapie

Eine Strahlentherapie kann die genannten Therapien ergänzen. Oft wird sie bei kompletter Kehlkopfentfernung, bei ungenügendem Ansprechen auf die postchirurgische konservierende Chemotherapie oder zusammen mit der Chemotherapie eingesetzt.

Nutzen der Strahlentherapie

Bestrahlung ist bei Kehlkopfkrebs eine Standard-Therapie. Für diese Art von Krebs wird hauptsächlich eine spezielle Form der Strahlentherapie verwendet, die in 3D durchgeführt wird, oder eine andere Methode, bei der die Intensität der Strahlung genau angepasst wird.

Sie dient im Allgemeinen folgendem Zweck:

  • als Haupttherapie für einen Kehlkopftumor im frühen Stadium oder wenn der Gesundheitszustand keinen chirurgischen Eingriff zulässt.
  • im Rahmen einer gleichzeitigen Radiochemotherapie als Hauptbehandlung für einen grossen Tumor oder wenn Metastasen in den anliegenden Lymphknoten vorliegen.
  • nach einem operativen Eingriff, um die verbleibenden Tumorzellen zu beseitigen und ein Krebsrezidiv zu vermeiden, unter Umständen ergänzt durch eine Chemotherapie.
  • nach einem operativen Eingriff, wenn der Tumor nicht vollständig beseitigt werden konnte oder Metastasen in den anliegenden Lymphknoten vorliegen.
  • palliativ, um die Symptome von Kehlkopfkrebs im fortgeschrittenen Stadium zu lindern.

Gewöhnlich dauert die Strahlentherapie bei Kehlkopfkrebs rund sieben Wochen mit fünf Sitzungen pro Woche.

Prognose

Die Überlebens- und Heilungschancen sind sehr unterschiedlich und hängen vom Ort des Ersttumors, vom Alter sowie vom Krankheitsstadium ab. Sie liegen zwischen 20 und 90 %.

Wissenschaftlich geprüfte Informationen

Weitere Quellen:

Krebsliga: Leben ohne Kehlkopf. Leben ohne Kehlkopf – Ein Ratgeger der Krebsliga

Universitäts Spital Zürich. Kopf-Hals-Tumor. Kopf-Hals-Tumor – USZ