Die 3 Formen der Nikotinabhängigkeit
Das Aufhören ist nicht nur eine Frage der Willenskraft. Sicher, auch. Doch es gibt verschiedene Ebenen der Abhängigkeit, denen du dir bewusst sein solltest: Dein Körper will Nikotin, dein Gehirn ist an bestimmte Rituale gewöhnt und dein Alltag ist oft rund um das Rauchen herum organisiert. Der Rauchstopp wird damit zur vielschichtigen Herausforderung. Diese 3 Formen der Abhängigkeit solltest du beim Rauchstopp kennen, um alle nötigen Massnahmen ergreifen zu können:
Körperliche Abhängigkeit
Der Nikotinkonsum setzt die Botenstoffe Dopamin und Serotonin im Gehirn frei. Dadurch fühlst du Vergnügen, Belohnung und Entspannung. Dein Körper gewöhnt sich daran und will stetig mehr davon.
Psychologische Abhängigkeit
Der Botenstoff Serotonin hilft auch dabei, Stimmungen und Angst zu regulieren. Neben Serotonin und Dopamin setzt der Nikotinkonsum Noradrenalin im Gehirn frei. Damit fühlst du dich wacher, aufmerksamer und kannst besser mit Stress umgehen. Doch der Schein trügt: Denn meist verursacht der Nikotinentzug den Stress überhaupt erst.
Verhaltensbedingte Abhängigkeit
Die Zigarette zum Kaffee, in der Pause, beim Feierabendbier oder nach einem Essen wird schnell zur Gewohnheit. Beim Eintreten solcher Situationen greift man darum häufig regelmässig zur Zigarette. Dieses automatische Verhalten ist schwer zu durchbrechen, weil es fest zum Alltag gehört. Neue Gewohnheiten können aber bewusst gesteuert werden.
1. Datum fixieren: Ab heute rauchfrei
Bist du soweit? Super, dann kann es losgehen: Ab heute bist du rauchfrei! Trage den heutigen Tag als Rauchstopp-Datum in dein neues Nichtrauchertagebuch oder im Counter ein. Du kannst auch den virtuellen Coach abonnieren, einen personalisierten Motivator via Newsletter.
2. Halte deine Motivation und Vorgehen fest
Warum willst du mit dem Rauchen aufhören? Erstelle eine Liste deiner guten Gründe für den Rauchstopp und behalte sie stets griffbereit. Die Liste sport dich an und kann dich in schwierigen Momenten unterstützen.
Um eine passende Strategie für dich zu finden, kannst du etwa Selbsttests durchführen oder einen Nichtrauchervertrag mit dir selbst abschliessen. Weitere Hilfsmittel und Inspirationen findest du in der Toolbox.
3. Informiere deine Familie und Freundeskreis
Der verhaltensbedingten Abhängigkeit kannst du beispielsweise begegnen, indem du deine Familie und Freundinnen und Freunde über deinen Rauchstopp informierst. So können sie dich auf deinem Weg unterstützen: Gemeinsam könnt ihr Risikosituationen vermeiden.
5. Brich mit Gewohnheiten
Nun ist Mut zur Veränderung angesagt: Passe deinen Tagesablauf so an, dass du Situationen und Orte vermeidest, die du mit dem Rauchen verbindest. Bleib nach dem Essen beispielsweise gemütlich am Tisch sitzen. Finde eine neue Pausenbeschäftigung. Lenke dich beim Warten an Bushaltestellen ab oder spaziere kurzerhand zur nächsten Station, wenn die Zeit reicht.
7. Verwende Nikotinersatzprodukte
Nikotinersatzprodukte oder Medikamente können helfen, allfällige Entzugssymptome zu reduzieren, und deine Erfolgschancen zu verdoppeln. Die Gefahr, von diesen Produkten abhängig zu werden, ist sehr klein. Lass dich am besten von einer medizinischen Fachperson beraten.
Achtung: Geräte mit erhitztem Tabak sind kein Nikotinersatzprodukt!
8. Bitte Personen in deiner Nähe, nicht zu rauchen
Wenn du kannst, meide in den ersten Wochen nach deinem Rauchstopp Orte, wo geraucht wird. Falls du nicht ausweichen kannst oder willst, sei stolz nicht mehr zu rauchen. Bleib stark und weise nach wie vor jedes Zigarettenangebot freundlich, aber bestimmt zurück.
Rauchstopp und deine Gesundheit: Herz und Lunge werden dich lieben
12 Stunden nach Rauchstopp
Der Kohlenmonoxid Gehalt im Blut sinkt auf einen normalen Wert.
24 Stunden nach Rauchstopp
Der Körper enthält nahezu kein Nikotin mehr. Die Lunge beginnt, den Schleim und die Rauchrückstände zu beseitigen.
48 Stunden nach Rauchstopp
Der Geschmacks- und Geruchssinn verbessert sich.
3 Monaten nach Rauchstopp
Die Blutzirkulation im Körper und die Lungenfunktionen erholen sich.
1 bis 9 Monate nach Rauchstopp
Husten und Atemnot nehmen ab. Die Flimmerhärchen in den Bronchien wachsen nach und können ihre schützende Funktion wiederaufnehmen.
1 Jahr nach Rauchstopp
Das tabakbedingte Risiko einer Herzkrankheit halbiert sich.
5 Jahre nach Rauchstopp
Das tabakbedingte Krebsrisiko für Mund, Rachen, Speiseröhre und Blase ist um die Hälfte gesunken. Das Risiko für einen Hirnschlag sowie für Gebärmutterhalskrebs liegt auf dem Niveau von nichtrauchenden Personen.
10 Jahre nach Rauchstopp
Das Todesrisiko aufgrund Lungenkrebs ist nur noch halb so gross wie bei aktiven Rauchenden. Das Risiko für Kehlkopf- und Bauchspeicheldrüsenkrebs geht zurück.
15 Jahre nach Rauchstopp
Das Risiko einer koronaren Herzkrankheit ist auf dem Niveau von nichtrauchenden Personen angekommen.
… und auch dein Wohlbefinden wird sich verbessern.
Der Rauchstopp führt nicht nur zu einem gesunden Inneren, sondern auch zu einem besseren Aussehen (schönere Haut und Nägel, weissere Zähne) und einem besseren Geruch (Haare, Kleidung und Zuhause).
Ich rauche gern.
Mit den Botenstoffen Dopamin und Serotonin, die beim Nikotinkonsum im Gehirn ausgeschüttet werden, fühlst du dich körperlich gut. Das mag sein – aber nur ganz kurz.
Denn schon ganz bald sehnst du dich nach der nächsten Zigi – und vergisst dabei, dass du im Grunde mit jedem Zug nur deine Entzugserscheinungen hinausschiebst.
Rauchen entspannt mich.
Dass du dich beim Rauchen entspannst, hat damit zu tun, dass du deinen aktuellen Nikotinentzug durch die erneute Nikotinaufnahme linderst: Dein Körper ist süchtig und entspannt sich, sobald er Nikotin erhält.
Ist es nicht bemerkenswert, dass, wer noch nie geraucht hat, bei der Aufnahme von Nikotin weder Genuss noch Entspannung empfindet?
Gesündere Arten der Entspannung sind: Atmen, Spaziergänge, Sport, Entspannungsübungen usw.
Das Rauchen hat mir durch schwierige Zeiten geholfen.
Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin können dich zwar kurzzeitig wacher fühlen lassen oder Stimmungen und Angst zu regulieren helfen. Doch das Rauchen wird dich nicht von deinen Problemen befreien, im Gegenteil. Die sind auch nach dem Rauchen noch da – und zusätzlich dann auch noch die Nikotinsucht.
Arbeite an einer langfristigen Lösungen und begegne deinen Ängsten, möglicherweise gemeinsam mit einer psychologischen Fachperson.
Ich höre auf, aber nicht heute.
Später wird es nicht unbedingt einfacher sein, aufzuhören. Warum also abwarten? Ist es nicht besser, jetzt aufzuhören, bevor du an einer tabakbedingten Erkrankungen leidest?
Ich bin nikotinsüchtig.
Ja, gerauchtes Nikotin kann leider sehr süchtig machen. Dies ist der Hauptgrund für viele Rauchende, nicht aufzuhören.
Mit jeder Zigarette wird diese Sucht aber verstärkt. Höchste Zeit also, dieses Gefängnis zu verlassen. Und übrigens, mehrere Ex-Rauchende haben uns verraten, dass es für sie einfacher gewesen ist, aus der Sucht auszusteigen, als sie gedacht hätten. Hätten sie das schon vorher gewusst, hätten sie von früher mit dem Rauchen aufgehört.
Also nur Mut: Auch du schaffst es, die Sucht zu überwinden. Nikotinersatzprodukte können dich dabei unterstützen.
Ich habe Angst vor den Entzugserscheinungen.
Die meisten körperlichen Entzugserscheinungen verschwinden nach 1 bis 2 Monaten. Bei psychologischen oder verhaltensbedingten Entzugserscheinungen kann sich der zeitliche Rahmen bis zu zwei Jahren erweitern.
Nikotinersatzmittel wie Bupropion lindern oder verhindern Entzugserscheinungen. Mit solchen Mitteln verdoppeln sich die Erfolgsaussichten eines Rauchstopps.
Wenn ich aufhöre, werde ich dick.
Beim Rauchstopp kann es sein, dass du bis zu 3–4kg zunimmst. Doch das muss nicht sein.
Es gibt wirksame Arten, um die zusätzlichen Kilos zu vermeiden : zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung oder ein gezielter Nikotinersatz.
Jetzt ist es zu spät, der Schaden ist schon angerichtet.
Es ist nie zu spät zum Aufhören mit Rauchen. Der Rauchstopp ist in jedem Alter gut für deine Gesundheit.
Ich rauche nur wenig. Das ist nicht gefährlich.
Diese Logik geht nicht auf. Denn in wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass auch unregelmässiges Rauchen mit grossen Risiken verbunden ist.
Das Risiko für Lungenkrebs ist bei einem Tageskonsum von 1 bis 10 Zigaretten beispielsweise 10-mal grösser als bei Nichtrauchenden.
Ich rauche Light-Zigaretten. Das ist nicht so schlimm.
Die Bezeichnung «light» für Zigaretten wurde von der Tabakindustrie erfunden, um den Glauben zu machen, sie seien weniger schädlich. Doch das ist falsch.
Der Nikotin- und Teergehalt, der auf den Zigarettenschachteln ausgewiesen ist, wird mit Rauchmaschinen ermittelt. Aber Menschen sind nicht Maschinen und die Gewohnheiten der Rauchenden variieren bei normalen und Light-Zigaretten:
Bei Light-Zigaretten wird der Rauch meist tiefer, länger und häufiger inhaliert. Die Luftlöcher im Filter werden verdeckt, um eine Verdünnung des Rauchs zu verhindern.
Die Blutwerte von Nikotin oder anderen Giftstoffe sind unter dem Strich also gleich hoch – ob light oder nicht.